Von der schlechten Atemluft in manchen chinesischen Städten haben wir in den letzten Wochen schon viel gehört. Wie aber steht es eigentlich um die Trinkwasserqualität? Dass wir in Deutschland einfach nur den Hahn aufzudrehen brauchen, um gutes Wasser genießen zu können, ist ein Luxus, der vielen Menschen gar nicht bewusst und in nur wenigen anderen Ländern gegeben ist. Fragt man in Shanghai, ob das Leitungswasser genießbar ist, erhält man meist eine typisch chinesische, sprich ungenaue Antwort: es sei „nicht gut trinkbar“. Ja, was denn nun? Kann man oder kann man es nicht trinken? Viele trinken es, kochen es aber auf jeden Fall vorher ab. Manche Haushalte installieren in ihrer Küche eine eigene Filteranlage. Andere bestellen sich das Trinkwasser in blauen Plastikkanistern ins Haus. Das geht denkbar einfach. Ein Anruf genügt und schon kommt ein Lieferant aus der Nachbarschaft auf seinem Moped angedüst und wuchtet ein, zwei Flaschen in die Wohnung oder ins Büro, jede 19 kg schwer, für etwa 16 Yuan, knapp 2 Euro, pro Flasche.
Es gibt verschiedene Wasseranbieter. Wir haben uns eher zufällig für das Nongfu-Mineralwasser entschieden. Man sieht es überall in großen und kleinen Flaschen abgefüllt. Halb Shanghai scheint es zu trinken. Da habe ich mich manchmal gefragt, wo soviel Wasser eigentlich herkommt. Ob es nicht vielleicht doch aus Shanghaier Wasserleitungen stammt? Aber nein, wurde mir versichert. Es stamme aus dem Qiandaohu, dem See der tausend Inseln. Von dem hatte ich vorher noch nicht viel gehört. Doch dann bekam ich Gelegenheit, ihn mir einmal genauer anzusehen.
Nach einem langen Nachmittag voller Trubel und Geschrei auf einzelnen Inseln und am Ufer des Sees, nach einem ausgiebigen Essen und einem Streifzug durch die Andenkenläden machte ich mir dann aber doch langsam Sorgen um die Qualität meines schönen Nongfu-Mineralwassers. Aber meine Begleiterin winkte ab und meinte augenzwinkernd: „Wir haben uns mit dem Seewasser immer die Füße gewaschen und das hat niemandem geschadet.“